So dimensionierst Du deinen Batteriespeicher als KMU

Einführung in Batteriespeicher für KMU

In einer Zeit steigender Energiepreise und wachsender Nachhaltigkeitsanforderungen werden Batteriespeicher für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zunehmend relevant. Ob zur Erhöhung der Energieunabhängigkeit oder zur Reduktion von Lastspitzen – ein richtig dimensionierter Stromspeicher kann den entscheidenden Unterschied machen. Doch wie wählt man die passende Speichergröße? Welche Faktoren sind entscheidend? Dieser Leitfaden hilft dir, Schritt für Schritt die richtige Entscheidung zu treffen.

Warum Batteriespeicher für Unternehmen wichtig sind

Energiesicherheit und Autarkie

Viele KMU sind auf eine stabile Energieversorgung angewiesen. Produktionsanlagen, IT-Systeme oder Kühltechnik dürfen keine Ausfälle erleiden. Batteriespeicher können hier als Puffer dienen – etwa bei Stromausfällen oder Lastspitzen im Netz. Unternehmen, die gleichzeitig eine Photovoltaikanlage betreiben, können so noch unabhängiger vom öffentlichen Stromnetz agieren.

Kostensenkung durch Lastspitzenkappung

In vielen Unternehmen entstehen teure Lastspitzen, etwa wenn mehrere Maschinen gleichzeitig anlaufen. Diese Spitzen führen zu hohen Netzentgelten in Form von Arbeitspreisen. Ein Batteriespeicher kann diese Spitzen abfangen und die sogenannte Spitzenlastkappung übernehmen. Das spart bares Geld – Monat für Monat.

Grundlagen der Dimensionierung eines Batteriespeichers

Was bedeutet Dimensionierung?

Die Dimensionierung bezeichnet die Festlegung von Kapazität (kWh) und Leistung (kW) des Speichers – abgestimmt auf den tatsächlichen Strombedarf und die Betriebsweise des Unternehmens.

Wichtige technische Kennzahlen

  • kWh (Kilowattstunde): Gibt die Speicherkapazität an – wie viel Energie gespeichert werden kann.

  • kW (Kilowatt): Gibt die Leistung an wie viel Strom gleichzeitig entnommen oder eingespeist werden kann.

  • Zyklenanzahl: Anzahl der Lade- und Entladevorgänge – wichtig für die Lebensdauer des Speichers.

Energiebedarf ermitteln: Verbrauchsprofil analysieren

Jahres- und Tagesverbrauch verstehen

Ein Blick auf die Stromrechnungen der letzten Jahre ist ein guter Startpunkt. Entscheidend ist nicht nur der Jahresverbrauch, sondern auch, wie sich der Verbrauch über den Tag verteilt. Wird der Großteil des Stroms tagsüber benötigt? Oder gibt es regelmäßige Spitzen?

Unterschiedliche Lastprofile (produzierend vs. dienstleistend)

Produktionsbetriebe haben oft ein anderes Lastprofil als Dienstleister oder Einzelhändler. In der Produktion sind konstante Lasten üblich, während im Handel Spitzen am Vormittag und Abend vorkommen. Diese Unterschiede sind bei der Dimensionierung des Speichers essenziell.

Einfluss von PV-Anlagen und Eigenverbrauchsquote

Wie viel Strom selbst erzeugt wird

Unternehmen mit Photovoltaikanlagen profitieren besonders von einem Speicher. Der tagsüber erzeugte Strom kann abends oder nachts genutzt werden – die Eigenverbrauchsquote steigt deutlich.

Optimierung der Eigenverbrauchsquote

Ein richtig dimensionierter Speicher hilft dabei, möglichst viel des selbst erzeugten Stroms auch selbst zu nutzen. Das reduziert nicht nur die Stromrechnung, sondern macht unabhängiger von steigenden Strompreisen.

Wirtschaftlichkeitsrechnung und ROI-Betrachtung

Investitionskosten vs. Einsparpotenzial

Ein Batteriespeicher kostet je nach Größe und Technik schnell hunderttausende Euro. Die Wirtschaftlichkeit hängt von den Einsparungen bei Stromkosten, Netzentgelten und möglichen Fördermitteln ab.

Fördermöglichkeiten und Steueraspekte

Es gibt zahlreiche Förderprogramme auf Bundes- und Landesebene für Speicherlösungen – etwa über die KfW oder BAFA. Zudem sind Investitionen oft steuerlich absetzbar. Hier lohnt sich die Beratung durch Fachleute.

Speichertechnologien im Vergleich

Lithium-Ionen vs. Redox Flow vs. Salz- oder Natrium-Ionen

Lithium-Ionen-Speicher

Vorteile:

  • Hohe Energiedichte bei kompakter Bauweise

  • Lange Lebensdauer (bis zu 10.000 Zyklen je nach Typ)

  • Hohe Lade-/Entladeeffizienz

  • Breite Marktverfügbarkeit und erprobte Technologie

Nachteile:

  • Wirkungsgrad sinkt bei sehr hohen oder niedrigen Temperaturen

  • Nutzung kritischer Rohstoffe wie Kobalt oder Lithium

  • Eingeschränkte Recyclingfähigkeit im Vergleich zu anderen Technologien

  • Höhere Sicherheitsanforderungen (z. B. thermische Überwachung, Brandschutz

Typische Anwendung: Heimspeicher, Gewerbeanlagen, mobile Lösungen

Redox-Flow-Batterien

Vorteile:

  • Extrem langlebig (>20.000 Ladezyklen möglich)

  • Skalierbare Kapazität (Energie und Leistung unabhängig voneinander erweiterbar)

  • Geringes Risiko von Überhitzung oder Brand

  • Gutes Umweltprofil (elektrolytbasierte Flüssigkeiten sind wiederverwendbar)

Nachteile:

  • Geringere Energiedichte → größere Bauform notwendig

  • Höherer Platzbedarf (z. B. für Tanks und Pumpen)

  • Höhere Investitionskosten bei kleinen Leistungen

  • Noch geringere Marktverfügbarkeit und Wartungskompetenz als bei Li-Ion

Typische Anwendung: Industrielle Großspeicher, Netzstabilisierung, Forschung

Salz- oder Natrium-Ionen-Speicher

Vorteile:

  • Ressourcenschonend (basieren auf reichlich verfügbaren Elementen)

  • Umweltfreundlicher in Herstellung und Entsorgung

  • Günstiger als Lithium-Ionen, insbesondere im Großmaßstab

  • Robust gegenüber Temperaturschwankungen

Nachteile:

  • Noch geringere Marktreife (Stand: 2025)

  • Niedrigere Energiedichte → höherer Platzbedarf

  • Eingeschränkte Lade-/Entladeleistung im Vergleich zu Li-Ion

  • Begrenzte Anzahl an kommerziellen Anbietern

Typische Anwendung: Stationäre Großspeicher, zukünftige Anwendungen in der Industrie

Vor- und Nachteile für KMU

Lithium-Ionen-Speicher sind heute Standard für gewerbliche Anwendungen. Sie sind kompakt, effizient und langlebig – trotz des höheren Preises oft die wirtschaftlichste Lösung auf Dauer.

Dimensionierungsschritte in der Praxis

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Die konkrete Dimensionierung eines Batteriespeichers für dein Unternehmen erfolgt idealerweise in folgenden Schritten:

  1. Stromverbrauch analysieren: Erfasse den jährlichen und tageszeitlichen Stromverbrauch. Wichtig ist die Kenntnis von Verbrauchsspitzen und Grundlasten.

  2. Eigenproduktion bewerten (z. B. PV-Anlage): Wie viel Strom erzeugst du selbst? Zu welchen Tageszeiten fällt dieser an?

  3. Ziele definieren: Möchtest du den Eigenverbrauch erhöhen, Lastspitzen reduzieren oder eine Notstromversorgung integrieren?

  4. Geeignete Speichergröße abschätzen: Auf Basis der Ergebnisse in den Schritten 1 bis 3 lässt sich die ideale Speichergröße genau abschätzen.

  5. Technische Rahmenbedingungen klären: Netzanschluss, vorhandene Wechselrichter und ggf. Speicherkompatibilität prüfen.

  6. Wirtschaftlichkeit berechnen: Berechne die Amortisationszeit und den ROI auf Basis von Einsparpotenzial und Investitionskosten.

Integration in bestehende Energieinfrastruktur

Netzanschluss und Wechselrichter

Ein Speicher muss mit der bestehenden PV-Anlage und dem Netzanschluss kompatibel sein. Je nach Typ erfolgt die Integration AC- oder DC-seitig. Häufig müssen Wechselrichter nachgerüstet oder erweitert werden.

EMS (Energiemanagementsysteme)

Ein modernes EMS (Energiemanagementsystem) koordiniert den Energiefluss zwischen Erzeugung, Verbrauch und Speicherung. Es hilft, den Speicher intelligent zu nutzen, etwa indem es ihn bei niedrigen Strompreisen aus dem Netz lädt und bei hohen Preisen entlädt. Ein weiterer Entwicklungsschritt seit 2025 ist die intelligente Ansteuerung von Verbrauchern um noch bessere Auslastung, geringere Lastspitzen sowie höhere Autarkiegrade zu erreichen. Diese Entwicklung ist Stand heute allerdings vor allem bei Großunternehmen interessant.

Sicherheit und Wartung von Batteriespeichern

Sicherheit ist besonders bei Lithium-Ionen-Technologien wichtig. Achte auf Zertifizierungen wie VDE-AR-E 2510-50 und installiere den Speicher an einem gut belüfteten, brandsicheren Ort. Die meisten Systeme sind wartungsarm, doch eine jährliche Überprüfung wird empfohlen. Gegebenenfalls ist eine Wartung nach DGUV V3 sogar vorgeschrieben und kann insbesondere im Fall von Schäden oder Mängeln von zentraler Bedeutung sein.

Skalierbarkeit und zukünftiger Ausbau

Batteriespeicher sollten mit dem Unternehmen mitwachsen können. Je nach Größe lohnt es sich eventuell auf modulare Systeme zu setzen, die sich einfach erweitern lassen – etwa wenn neue Produktionsanlagen hinzukommen oder eine größere PV-Anlage geplant ist.

Häufige Fehler bei der Dimensionierung vermeiden

  • Zu kleiner Speicher: Hohe Lade- und Entladezyklen führen zu frühzeitigem Verschleiß.

  • Zu großer Speicher: Lange Amortisation durch unnötig hohe Investitionskosten.

  • Fehlende Verbrauchsanalyse: Falsche Dimensionierung und fehlendes Potential Lastspitzen zu kappen.

  • Keine Einbindung ins Energiemanagement: Potenziale der Kostensparung bleiben schlicht ungenutzt.

  • Fehlende Kompetenz: In der Installation und Inbetriebnahme gibt es viele Fallstricke, es lohnt sich auf Experten zu setzen.

Rechtliche Rahmenbedingungen und Normen

Achte auf Normen wie die VDE 4105 oder 4110 und auf örtliche Vorschriften zur Brandschutzauflage. Die Anmeldung beim Netzbetreiber und eine Eintragung im Marktstammdatenregister sind sowieso verpflichtend. Je nach Anlagengröße müssen Zertifikate nach Typ A oder B sowie sogenannte Konformitätserklärungen erbracht werden. Insbesondere die Zertifizierungen und Konformitätserklärungen sind heutzutage so komplex, dass eine frühzeitige Einbindung von Experten unabdinglich ist.

Auswahl des richtigen Anbieters und Partners

Ein guter Anbieter berät technologieoffen, erstellt eine Verbrauchsanalyse, bietet Referenzen und betreut auch nach der Installation. Hole mehrere Angebote ein, lass Dir das Ergebnis genau erklären und achte auf Garantien (mind. 10 Jahre oder 5.000 Zyklen). Schließe mit dem EPC unbedingt auch einen Wartungsvertrag ab.

Checkliste: In 10 Schritten zum passenden Batteriespeicher

  1. Speicher projektieren

  2. Wirtschaftlichkeit berechnen

  3. Förderungen beantragen & Finanzierung

  4. EMS integrieren

  5. Installation

  6. Monitoring & Instandhaltung gewährleisten

Zukunftstrends und Innovationen im Bereich Speicherlösungen

Die Zukunft bringt spannende Entwicklungen, in der Regel sind diese auch mit heutiger Technologie bereits realisierbar:

  • 4-Stunden Systeme (4 kWh pro 1 kW)

  • KI-gesteuerte Energiemanagementsysteme

  • Sektorenkopplung wie Power-to-Heat und Power-to-Gas

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Was kostet ein Batteriespeicher für ein KMU?

Speicherkosten liegen typischerweise zwischen 200 und 800 Euro pro kWh, wobei dieser Wert stark abhängig von Kapazität, Technik und Anschlussbedingungen ans das Stromnetz ist.

Wie groß sollte ein Batteriespeicher sein?

Richtwert: 0,5–1,5 kWh pro kWp PV-Leistung oder basierend auf täglichem Überschuss. Am besten lassen Sie sich anhand Ihrer Lastgangdaten umfassend beraten.

Gibt es Fördermittel für Batteriespeicher?

Ja, zum Beispiel über KfW, BAFA, Landesprogramme oder regionale Stadtwerke.

Lohnt sich ein Speicher ohne PV-Anlage?

Der größte Nutzen entsteht in Kombination mit eigener Stromerzeugung. Es gibt aber auch Möglichkeiten Speicher standalone zu errichten und diese mit Strom aus dem Netz zu laden.

Wie lange hält ein Batteriespeicher?

Im Schnitt 10 bis 15 Jahre bis zu 10.000 Ladezyklen. Je nach Anwendungsfall werden mit Herstellern von Batteriespeichern die Anzahl von Zyklen im Vertriebsprozess vereinbart. Auf Basis dieser Vereinbarung garantieren Hersteller die Effizienz der Systeme.

Was passiert bei einem Stromausfall?

Einige Systeme können Notstrom bereitstellen, andere schalten ab. Wichtig: Ersatzstromfunktion müssen gezielt auswählen.

Fazit: So gelingt die erfolgreiche Batteriespeicher-Dimensionierung für KMU

Die richtige Dimensionierung eines Batteriespeichers ist kein Hexenwerk – aber eine fundierte Analyse ist unerlässlich. Wer Verbrauch und Eigenproduktion kennt, klare Ziele definiert und eine gute technische Beratung in Anspruch nimmt, kann mit einem passenden Speicher nicht nur Stromkosten senken, sondern auch aktiv zum Klimaschutz beitragen. KMU sollten jetzt handeln, bevor Förderungen sinken und Energiepreise weiter steigen.

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Was macht ein EPC?